Mittwoch, 26. September 2018

Kathrin Hanke - Die Engelmacherin von St. Pauli


Kurzbeschreibung:
 
2. Februar 1905, 8.00 Uhr: In Sekundenschnelle saust das Fallbeil hinab und trennt Elisabeth Wieses Kopf vom Rumpf. Die Engelmacherin von St. Pauli, wie sie die Öffentlichkeit bereits nennt, ist für den Mord an mindestens fünf Babys vom Hamburger Schwurgericht schuldig gesprochen worden. Doch hat die Frau, deren Aussehen an die Hexe im Märchen erinnert, die Kinder wirklich im Ofen verbrannt? Sie leugnet es bis zum Schluss. Kathrin Hanke ist tief in den wahren Fall eingestiegen und damit in die Abgründe der Geschichte Hamburgs Anfang des 20. Jahrhunderts.
 
Buchdaten:
 
Taschenbuch: 242 Seiten
Erscheinungsdatum: 5. September 2018
ISBN: 9783839223000
 
Meine Meinung:
 
"Die Engelmacherin von St. Pauli" ist ein True Crime Roman von Kathrin Hanke. Sie recherchierte dabei den Kriminalfall der Elisabeth Wiese, die Anfang des 20. Jahrhunderts als ausgebildete Hebamme mindestens fünf Babys tötete und dafür zum Tod auf dem Schafott verurteilt wurde. In Romanform und aus wechselnden Perspektiven wird dabei das Leben und Wirken der Elisabeth Wiese erzählt. Ihre Boshaftigkeit und Habgier, sowie ihre ganze Härte spürten dabei nicht nur ihre uneheliche Tochter und ihr Ehegatte, sondern letztendlich ihre gesamte Umwelt. Zum Verhängnis wurden ihr aber letztendlich ihre Vertuschungslügen und die Aussagen ihrer gepeinigten Tochter, die sie selbst zur Prostitution zwang und auch deren Kind von einem Freier direkt nach der Geburt tötete. Während des Lesens merkt man deutlich wie böse diese Frau gewesen sein musste, der Begriff "Hexe" ist durchaus berechtigt. Aber was treibt einen Menschen zu solchen Taten? Ist es wirklich nur die Habgier, das erhaltene Geld für die Kostkinder oder doch auch eine unbändige Wut auf die eigenen Lebensumstände? Man kann nur spekulieren, denn auch das Buch hinterlässt hier offene Fragen ebenso wie die Tatumstände. Nachdem einige der Gerichtsakten der Teilzerstörung des Stadthauses von Hamburg im zweiten Weltkrieg zum Opfer fielen, lassen sich diese Wissenslücken auch nur schwer schließen. Am Ende hätte ich als Leser sehr gern noch mehr über die Psyche dieser Frau gelesen, was aber durch die geschilderten Umstände nur bedingt möglich ist. Trotz allem fand ich es fesselnd über diesen wahren Kriminalfall zu lesen und werde sicherlich zu weiteren Büchern aus der "Wahre Verbrechen" Serie des Gmeiner Verlag greifen.
 
Bewertung auf meiner Skala:
 
85%