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Sonntag, 17. September 2023

Martin Frank - Oma, ich fahr schon mal den Rollstuhl vor!

 


Kurzbeschreibung:

Der Kabarettist Martin Frank ist auf einem niederbayrischen Bauernhof aufgewachsen, und seine Großmutter ist seine wichtigste Bezugsperson. Als er gerade 19 ist, erleidet sie einen Schlaganfall und ist von heute auf morgen auf Pflege angewiesen – und Martin beschließt: Er wird sich um seine Oma kümmern. Vier Jahre pflegt er sie, bis zu ihrem Tod, und berichtet nun über diese Zeit, die nicht nur traurig, sondern skurril-komisch, liebevoll und wichtig für ihn war. Ein tragikomisches Buch über Familie, Zusammenhalt und den Umgang mit dem Tod – erzählt mit bayrischem Charme, Warmherzigkeit und viel Zuversicht.

Buchdaten:

Taschenbuch: 224 Seiten
Verlag: Rowohlt
Erscheinungsdatum: 12. September 2023
ISBN: 9783499011269

Meine Meinung:

"Oma, ich fahr schon mal den Rollstuhl vor!" ist ein Buch über die Pflege der Großmutter von Martin Frank. Das Leben des 1992 in Hutthurm bei Passau geborenen Kabarettisten Martin Frank verändert sich mit knapp 20 Jahren völlig, als seine Oma einen Schlaganfall erleidet und von heute auf morgen häuslicher Pflege bedarf. Sie war eine seiner wichtigsten Bezugspersonen und für ihn und seine Familie war sofort klar, dass sie sich selbst um die Oma kümmern. Martin Frank übernahm hauptsächlich  diese Aufgabe, sowie auch noch die Betreuung der Großtante, die an Demenz erkrankte. Es sollten vier Jahre folgen, in denen er für die beiden alten Damen die wichtigste Bezugsperson bis zu deren Tod wurde. Es ist ein Buch zwischen Lachen und Weinen. Lachen zum einen weil Martin Frank teils liebevoll komisch Situationen schildert, die es im Grunde eigentlich nicht sind. Trotzdem müssen alle Beteiligten damit umgehen lernen und Humor hilft dabei. Anderseits auch Traurigkeit wenn man erlebt wie ein Mensch immer hilfloser wird und man dabei auch an Belastungsgrenzen kommt. Man erlebt Martin Frank in der Erzählung als Menschen, der sich teils seinen Ängsten aber auch den Herausforderungen mit einer Warmherzigkeit entgegenstellt, die in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich ist. Für ihn war es das aber und jeder der mit der Thematik zu tun hat, ist sich bewusst welch große Aufgabe dies im Alltag oft darstellt. Exemplarisch für diese Warmherzigkeit möchte ich einen kleinen Textausschnitt aus dem letzten Kapitel dieses Buches zitieren, als die Oma starb und Martin Frank seine Großtante ins Bett brachte und diese ihn fragte ob sie denn jetzt in ein Heim müsste:
<< "Du bist für uns wie eine Mama!", antworte ich ihr fast ein bisschen zornig. Wie schäbig wäre es, sie nach dem Tod unserer Oma ins Altenheim abzuschieben. "Du darfst für immer in deim Heiabetti schlafen!" - "Danke!", sagt sie leise und macht die Augen zu. >>
Gut ein Jahr nach dem Tod der Oma verstarb dann auch die Großtante.
Für mich ist dieses Buch eine berührende Erzählung der Jahre, die Martin Frank die beiden alten Damen pflegte. Mit großer Empathie und niederbayerischem Charme spricht er über ein Thema, das tagtäglich in vielen Familien präsent ist. Der Umgang damit ist unterschiedlich. Für mich ein tolles Buch und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung auf meiner Skala:

100%

Mittwoch, 25. Januar 2023

Michaela May - Hinter dem Lächeln

 


Kurzbeschreibung:

Michaela May steht für vieles: das Urmünchnerische, Bodenständigkeit, unbändige Reiselust, Wohltätigkeit und schauspielerisches Können. Doch hinter ihrem strahlenden Lächeln verbirgt sich viel Ungesagtes. In ihrer Autobiografie beschreibt May ihre Familie – die lustige Oma Fanny, ihre Eltern, die ihr die Liebe zur Bühne und zur Musik in die Wiege legen, und die Geschwister, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie erzählt von ihrem Weg über den Tanz zu den ersten Rollen in Film und Fernsehen, von ihrer Liebe zur Natur und dem Durst nach Freiheit.

Buchdaten:

Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: Piper
Erscheinungsdatum: 24. Februar 2022
ISBN: 9783492071192

Meine Meinung:

"Hinter dem Lächeln" ist die Autobiografie der Münchner Schauspielerin Michaela May. In ihren Rollen begleitet sie mich schon seit meiner Kinderzeit, sehe sie immer wieder sehr gerne im TV. Kurz vor ihrem 70. Geburtstag erschien ihre Biografie und Ende November durfte ich in ihrer Lesung im Münchner Hofspielhaus ihren privaten Einblicken lauschen. Es sind sehr bewegende Einblicke in das Leben einer Frau, hinter ihr Lächeln. Als ich jetzt ihre Biografie zusätzlich gelesen habe, haben mich ihre Zeilen ein weiteres Mal sehr berührt. Einblicke in ihre unbeschwerte Kindheit im Garten am Ammersee, ihre schauspielerische Entwicklung, aber auch die dunklen Momente in denen Sie ihre drei Geschwister allesamt durch Suizide verlor. Michaela May erzählt aus ihrem Leben mit einer Offenheit und Authentizität, die einen auf ihre Reise durch ihr bisheriges Leben mitnimmt und das Buch nicht aus der Hand legen lässt. Man erfährt vieles von bedeutenden Momenten in ihrem beruflichen Wirken, aber auch große Einblicke in ihr Aufwachsen als Kind, Jugendliche und ihren familiären Werdegang. Als Schauspielerin hat sie mich immer durch ihre Bodenständigkeit und der Ausstrahlung von Lebensfreude überzeugt, als Mensch durch ihr soziales Engagement. Angesprochen wie sie sich ihr Lächeln bewahrt, sagte sie am Ende der Lesung: "Es nützt nichts immer in der Vergangenheit zu leben, aber auch nicht ständig zu versuchen die Zukunft zu planen. Sie genießt das Heute um glücklich zu sein." Eine Aussage, die mich seit der Heimfahrt von der Lesung bis zur letzten Zeile ihres Buches nicht loslässt. Ihre Autobiografie, die Erzählung einer Frau die "Ja" zum Leben sagt. Und wahrscheinlich hat sie genau deswegen dieses wunderbar strahlende Lächeln.

Bewertung auf meiner Skala:

100%
 

Freitag, 23. Dezember 2022

Tim Pröse - Jan Fedder - Unsterblich

 


Kurzbeschreibung:

"Was bleibt von einem Menschen? Seine Knochen. Und seine Geschichten. Ich habe mein Leben gelebt, wie ich es wollte! Direkt und unverfälscht. Das hier ist meine Geschichte. Von Anfang bis Ende."

Jan Fedder

Buchdaten:

Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: Heyne
Erscheinungsdatum: 2. April 2020
ISBN: 9783453218024

Meine Meinung:

"Jan Fedder - Unsterblich" ist erste und einzige autorisierte Biografie von Jan Fedder, geschrieben von Tim Pröse. Noch zu Lebzeiten erzählte der Hamburger Schauspieler dem Autor sein Leben. Dinge, die ihn geprägt haben, von schauspielerischen Erfolgen, von Freundschaften, Anekdoten und seiner großen Liebe Marion. Der Leser erhält dabei viele Einblicke in das bewegte Leben des Jan Fedder, teils auch sein Handeln, dass für viele wahrscheinlich nicht so Mainstream war. Aber der Junge vom Kiez lernte schon früh, mehr in den Menschen zu sehen, die ihn umgaben. Vielen von uns ist er natürlich bekannt aus seinen großen Erfolgen als Maat Pilgrim in "Das Boot", als Kurt Brakelmann in "Neues aus Büttenwarder" oder in seiner Paraderolle als Dirk Matthies im "Großstadtrevier". Aufrecht und geradlinig, mit Ecken und Kanten sagte er dabei mal über sich selbst: "Nebenberuflich bin ich Schauspieler, hauptberuflich Mensch." Ohne dass ich Jan Fedder jemals privat kennenlernen durfte, glaube ich ihm diesen Satz aufs Wort. Er war einer der letzten großen Volksschauspieler, seine Liebe zu seiner Heimatstadt Hamburg riesengroß. Dafür liebten ihn die Menschen. Vor knapp drei Jahren verstarb Jan Fedder am 30. Dezember 2019 und als der Trauerzug mit seinem Sarg ein letztes Mal durch St. Pauli fuhr, da säumten zehntausende Menschen den Straßenrand. Die Hamburger Polizei sendete den Funkspruch "Peter 14/2 geht in Status 6 alle Michel Ende". "Peter 14/2", sein Streifenwagen aus seiner Rolle aus Dirk Matthies, "Status 6" steht für außer Betrieb und "alle Michel" bedeutet ganz Hamburg. Was für eine besondere Geste für Jan Fedder. Ein letztes Mal zollten die Menschen ihrem "Janne" Tribut, ihrem Jungen vom Kiez.
Einmal mehr beweist Tim Pröse wie empathisch er die Erzählungen der Menschen in Zeilen fassen kann. Jan Fedder ist einer meiner Lieblingsschauspieler, er ist für mich einer vom alten Schlag. Einer, der nicht nur in Rollen schlüpfen konnte, sondern einer der einen zum Lachen und zum Weinen bringen konnte. Einer mit einer besonderen Gabe. Diese Biografie gab mir weitere sehr interessante Einblicke über den Menschen Jan Fedder und wie sagte er kurz vor seinem Tod selbst zum Manuskript dieser Biografie: "Es ist nach meinem Geschmack. Ehrlich, mutig und direkt." Genau das kann ich als Leser auch nur so unterschreiben. Eine nichts beschönigende Biografie, die mir den großartigen Volksschauspieler noch näher brachte und man kann nur sagen: "Fedder geht's nicht".

Bewertung auf meiner Skala:

100%

Mittwoch, 2. November 2022

Agatha Christie - Die Autobiographie

 



Kurzbeschreibung:

Jeder kennt die skurrile, aber stets freundliche Miss Marple und den exzentrisch-pedantischen Poirot, jeder kennt den Namen ihrer Schöpferin Agatha Christie, doch wer war der Mensch hinter der Schreibmaschine? Zu Lebzeiten öffentlichkeitsscheu, gab Agatha Christie keine Interviews und verriet nichts über ihr Privatleben. Erst posthum brach die Queen of Crime ihr Schweigen. Ein Jahr nach ihrem Tod wurde ihre Autobiographie veröffentlicht, in der sie von ihrer Kindheit, zwei Ehen und zwei Weltkriegen erzählte, von ihrem Leben als Autorin und von den archäologischen Expeditionen ihres zweiten Ehemannes Max Mallowan. Eine Autobiographie, die ebenso spannend und lebendig erzählt ist wie ihre Romane.

Buchdaten:

Taschenbuch: 656 Seiten
Verlag: Atlantik
Erscheinungsdatum: 6. Mai 2019
ISBN: 9783455005622

Meine Meinung:

Agatha Christie begann im Jahr 1950 an ihrer Autobiografie zu schreiben, fünfzehn Jahre später schloss sie diese im Alter von fünfundsiebzig Jahren ab. Es war auch der Zeitpunkt als sie mit dem Schreiben aufhörte. Wie sie selbst ausdrückte: "Der richtige Moment zum Aufhören". 1890 als Agatha Miller geboren verlebte sie die ersten fünf Jahre eine glückliche sorglose Kindheit im viktorianischen England. Dann begannen finanzielle Probleme ihres Vaters mit Geschäften in Übersee. Falsche Berater; Veruntreuungen und schlechte Verwalter brachten der Familie finanzielle Sorgen. Als der Vater 1901 starb, versuchte ihre Mutter alles die Kinder diese Sorgen so wenig wie möglich spüren zu lassen. Mit Beginn des ersten Weltkrieges engagierte sich die junge Agatha als Krankenschwester, später in einer Apotheke. Vielleicht daher auch ihr Wissen über Gifte, die auch öfter später als Mittel in ihren Kriminalromanen vorkamen. 1914 zu Beginn der Kriegsjahre heiratete sie auch Oberst Archibald Christie und bekam 1919 ihre einzige Tochter Rosalind. Sie probierte sich in einigem aus, bevor ihr erster Roman erscheinen sollte. Als Ermittler der heute weltberühmte Hercule Poirot. Die zwanziger Jahre waren für sie mit etlichen Schicksalsschlägen verbunden. Ihre Mutter verstarb, ihr geliebtes Geburtshaus in Ashfield musste sie aufgeben, ihre Ehe ging in die Brüche. Auf ihr zehntägiges Verschwinden 1926 geht sie nicht ein, reißt  nur an wie schwer die Zeit damals für sie war. Die junge Frau war immer wieder von finanziellen Nöten betroffen, ihr erster Verleger hatte ihr für die ersten fünf Romane einen Knebelvertrag aufgebürdet. Nach ihrer Scheidung begann ihr zweiter Frühling mit ihrer Leidenschaft des Reisens. Eine Reise mit dem Orient-Express nach Bagdad brachte sie letztendlich in die Arme ihres zweiten Ehemanns. Max Mallowan war Archäologe und vierzehn Jahre jünger als Agatha. Doch dies war für die beiden kein Hinderungsgrund und bis zu ihrem Tod waren die beiden verheiratet. 1930, im gleichen Jahr der Hochzeit, erschien dann "Mord im Pfarrhaus", der Startschuss für ihre ebenfalls berühmte Ermittlerin Miss Marple. Es folgten die Jahre des zweiten Weltkrieges und die Nachkriegszeit. Die Biografie endet mit ihrem 75. Lebensjahr, Agatha Christie lebte noch weitere zehn Jahre bevor sie im Januar 1976 an einem Schlaganfall verstarb. Diese 1977 posthum erstmals veröffentlichte und von ihr selbst verfasste Biografie bietet dem Leser viele Einblicke in ihr Leben und die damalige Zeit. Ihre ersten sorglosen Jahre, ihre Muße für ihre Hobbies wie das Reisen und die Archäologie. Aber auch wie sie teils Romane und Kurzgeschichten schrieb um sich und ihre Tochter über Wasser zu halten. Sie liebte das Neue und Unbekannte, ging für die damalige Zeit oft untypische Wege als Frau. Aber trotz des Erlebens zweier Weltkriege und eigener Höhen und Tiefen bewahrte sie sich Liebe und Hoffnung. Sie war nicht nur für mich als Leser von Kriminalromanen mit der Einstieg in diese Welt durch ihre charmanten Ermittler, sie ist eine Grande Dame dieses Genres. Ihre Lebensgeschichte, ihre zahlreichen Reisen, ihr Zurückblicken aus ihrer eigenen Feder zu lesen, war daher für mich ein besonderes Leseerlebnis und hochinteressant.

Bewertung auf meiner Skala:

100%