Sonntag, 20. Mai 2018

Themenwoche Serienmörder - Die schwarze Witwe



Nachdem ich in den letzten Tagen bereits den männlichen Serienmörder Martin Ney im Rahmen der Themenwoche vorgestellt habe, kommt jetzt ein weibliches Pendant dazu. Diesmal geht es um eine österreichische Serienmörderin, die als die "schwarze Witwe" in die Kriminalgeschichte einging. Seit Jahrtausenden werden Giftstoffe als Mordwaffe verwendet, vor allem aber auch immer wieder von Frauen.  Die Gründe könnten sein, dass keine physische Gewalt notwendig ist, das Opfer wehrt sich nicht. Und bis vor wenigen Jahrzehnten waren manche Gifte schwer nachweisbar. Obwohl Giftmorde in Österreich eher selten waren in den letzten Jahrzehnten ist wohl der Fall der Elfriede Blauensteiner der spektakulärste seiner Art. Geboren 1931 in Wien wuchs sie in im Bezirk Favoriten gemeinsam mit fünf Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Ihr erster Ehemann ließ sich nach der Geburt der gemeinsamen Tochter von ihr scheiden. "Seitdem hasse ich die Männer" sollte Blauensteiner später einmal zu Protokoll gegeben haben. Mit zunehmenden Alter entwickelte sie eine Spielsucht und geriet somit immer wieder in Geldnot. Um ihre Sucht finanzieren zu können, suchte sie mittels Kontaktanzeigen in Zeitungen nach wohlhabenden und pflegebedürftigen Opfern. Ziel war es, dass diese ihr deren Sparbücher und Liegenschaften vererbten. Sie ging sogar soweit, dass sie deren Testamente von ihrem Rechtsanwalt fälschen ließ. Blauensteiner soll dabei für die Ermordung von sechs Menschen verantwortlich sein. Ihr erstes Opfer soll ihr an Diabetes leidender Ziehvater Otto Reinl gewesen sein, den sie 1986 in ihre häusliche "Pflege" aufnahm. Er erhält von ihr eine Überdosis Euglucon, ein blutzuckersenkendes Mittel, an dem er Ende der achtziger Jahre stirbt. Zitat von Elfriede Blauensteiner: "Ich habe ihn von seinen Leiden befreit." Das nächste Opfer ist ihr Gatte aus zweiter Ehe Rudolf Blauensteiner. Der ÖBB-Fahrdienstleiter bekommt sechs Jahre lang von seiner Ehefrau Euglucon verabreicht. Kurz vor seinem Tod verfällt er sogar 13 Tage ins Koma. Er starb am 10. August 1992 im Alter von 52 Jahren. Die "trauernde" Witwe lässt ihren Rudi vorsorglich einäschern, seine Urne wird in dem Grab von Otto Reinl beigesetzt.  "Der Rudi hat seinen Tod verdient", war später der Kommentar von Elfriede Blauensteiner. Auch ihr nächstes Opfer ist alt und wohlhabend. Es ist die 84-jährige Nachbarin Franziska Köberl. Anfangs wirken bei ihr nicht die blutzuckersenkenden Medikamente, denn Blauensteiner weiß nicht dass die alte Frau heimlich immer Süßigkeiten nascht. So erhöht sie mehrmals die Dosis. Als Frau Köberl ihr dann unter anderem einige gut gefüllte  Sparbücher überschreibt, verabreicht ihr Blauensteiner ein Haferl Milchkaffee versetzt mit einer Überdosis Euglucon. Franziska Köberl stirbt am 15. Dezember 1992. Erwin Niedermayer wurde ihr viertes Opfer und dankte es mit einer beachtlichen Hinterlassenschaft. Aber die leidenschaftliche Casinospielerin gibt ihre "Erbschaft" immer wieder mit vollen Händen aus. Und so ist sie im Frühjahr 1994 schon wieder knapp bei Kasse und gibt erneut ein Inserat auf. Der 64-jährige Rentner Friedrich Döcker macht den fatalen Fehler und antwortet darauf, ja sie heiraten sogar. Schon drei Tage nach der Hochzeit bringt sie ihn dazu ihr mittels eines Schenkungsvertrags sein Haus im Wert von drei Millionen Schilling zu überschreiben. Er wusste nicht, dass er damit sein Todesurteil unterschrieb. Wieder bringt sie die Tabletten ins Spiel und lässt ihn dadurch immer schwächer werden. Ende 1994 muss er sogar ins Krankenhaus. Nach seiner Entlassung nimmt sie ihn in ihre Wohnung auf, denn "ihr" Haus hat sie mittlerweile verkauft. Döcker ist nun eigentlich mittellos und stellt daher für sie keinen Wert mehr dar, aber sie bringt ihn noch dazu seinen Körper zu Forschungszwecken dem Anatomischen Institut der Universität Wien zu vermachen. Bei der Unterschrift dazu führt sie ihm die Hand. Friedrich Döcker verstirbt am 11. Juni 1995 mit 65 Jahren dank "intensiver" Pflege. Schon kurz vor dem Ableben von Döcker schaltete die schwarze Witwe erneut eine Kontaktanzeige: "Suche einsamen Mann, der sich  nach einer häuslichen Witwe, 62/166 sehnt". Über dieses Zeitungsinserat lernte die Wienerin Elfriede Blauensteiner im Oktober 1995 den 77-jährigen Alois Pichler in der Wachau kennen. Schon wenige Tage nach dem ersten Treffen stahl Blauensteiner dem Pensionisten ein Sparbuch und ließ von ihrem Anwalt einen Schenkungsvertrag entwerfen, mit dem der Grundbesitz des wohlhabenden Wachauers übertragen werden sollte. Schon kurze Zeit später musste Pichler zweimal wegen akuter Unterzuckerung ins Krankenhaus. In dieser Zeit vernichtete sie ein Testament von Pichler und nach seiner Entlassung soll dieser dann angeblich mündlich als neue Begünstigte eingesetzt haben. Als Testamentszeugen sollen für dies eine Freundin Blauensteiners und ein Bekannter ihres Anwalts aufgetreten sein. Als Alois Pichler ihr die Losungswörter für zwei Sparbücher verriet, plünderte sie die Konten. Nur knapp zwei Monate hat es gedauert bis am 20. November 1995 dem Opfer einen Cocktail aus Euglucon und dem Antidepressivum Anafranil verabreicht. Als Alois Pichler schließlich durch die Intoxikation bewusstlos wurde, legte Blauensteiner ihm eiskalte Handtücher auf, öffnete die Fenster und ließ ihn erfrieren. Kurz bevor ihr Opfer starb, rief sie den Notdienst. Der Tod trat schließlich im Krankenhaus ein. Nachdem sich der Neffe des Mordopfer um sein Erbe betrogen fühlte und Blauensteiner anzeigte, wurden die Behörden tätig. Sie wurde am 11. Jänner 1996 verhaftet. Sie gestand anfangs sechs Morde, der nachfolgende Prozess im Frühjahr 1997 vor dem Landesgericht Krems war aber schwierig. Blauensteiner trat immer medienwirksam auf, inszenierte sich und gestand als Angeklagte Morde, nur um ein Geständnis wenig später zu widerrufen. So trat sie auch unter anderem mit einem goldenen Kreuz auf, hielt es in die Höhe und rief frei nach Pontius Pilatus die Worte "Ich wasche meine Hände in Unschuld. Ich würde niemals töten." Letztendlich wurde sie 1997 im Mordfall Pichler schuldig gesprochen. Das Urteil lautete auf lebenslange Freiheitsstrafe. Bei ihrer Urteilsverkündung sagte sie zu den anwesenden Reportern: "Macht's ordentliche Fotos von mir. Ich bin nämlich jetzt prominent." In Wien wurde sie im Jahr 2001 in zwei weiteren Fällen (Franziska Köberl und Friedrich Döcker) ebenfalls wegen Mordes verurteilt. 2001 erschien auch der Film "Die Gottesanbeterin", der die Geschehnisse rund um die Serienmörderin zum Inhalt hatte. Blauensteiner wurde darin von Christiane Hörbiger dargestellt. Ab 1997 war Elfriede Blauensteiner in der Justizanstalt Schwarzau inhaftiert. Am 16. November 2003 stirbt sie 72-jährig an den Folgen eines Gehirntumor. In Summe soll sie allein in Spielcasinos rund 15 Millionen Schilling gelassen haben.
 
Quellen: 
  1. Die schwarze Witwe in ORF2-Tatsachen (4:48)
  2. Wikipediaeintrag: Elfriede Blauensteiner
  3. Diverse Zeitungsberichte von österreichischen Tageszeitungen